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Welche Video-Konferenz-Lösung ist besser: Webex, GoToMeeting oder Teamviewer?

Wie konferieren Sie eigentlich mit Kollegen an anderen Standorten? Per Telefon-Konferenz oder Skype? Dann sollten Sie diesen Beitrag lesen: Ich habe mich in den vergangenen Wochen Job-bedingt viel mit Video-Konferenz-Lösungen befasst und möchte meine Erfahrungen mit Ihnen teilen. Für rund 30 Euro im Monat bekommen Sie einen virtuellen Konferenz-Raum für bis zu 25 Teilnehmer und zwar mit Flatrate.

© Andrey Popov – Fotolia.com

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Warum überhaupt Video-Konferenzen?

Um sich schnell mit zwei oder drei Kollegen auszutauschen, mag eine einfache Telefonkonferenz – organisiert über die Telefonanlage oder das Handy – ausreichen, aber aus meiner Sicht hat diese Lösung mehrere Nachteile: Da sich die Teilnehmer nicht sehen, vergisst man schnell, wer im „Raum“ ist oder versteht nicht auf Anhieb, wer gerade spricht. Auch sind solche Telefon-Konferenzen verlockend, um einfach mal abzuschalten und parallel mit dem Smartphone zu spielen. Wer sieht schon, dass man längst mit anderen Dingen beschäftigt ist?

Wer gemeinsam an einem Dokument arbeiten möchte, wird bei einer reinen Audio-Verbindung immer wieder erklären müssen, wo er gerade ist und was er dort gerade eingetippt hat. Wäre es nicht einfacher, wenn alle Teilnehmer das selbe Bild sehen könnten? Das Bildschirm-Teilen kann zudem praktisch sein, wenn man Kollegen schnell mal ein neues Tool erklären möchte – und zwar ohne die Kollegen an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz besuchen zu müssen.

Würden sich die Teilnehmer eines Meetings sonst an einem Ort treffen, entfällt mit einer Video-Konferenz-Lösung das blöde Rumreisen, was Zeit und Geld spart.

Was kostet eine Video-Konferenz-Lösung?

Das ist aus meiner Sicht der Clou: Die großen Anbieter Webex und GoToMeeting bieten ihre virtuellen Besprechungsräume zum Festpreis an: Wer bis zu 25 Teilnehmer versammeln möchte, zahlt bei Webex 39 bzw. 30 Euro und bei GoToMeeting 39 bzw. 31 Euro. Der jeweils höhere Preis gilt bei monatlicher Kündbarkeit, der niedrigere bei Buchung für ein Jahr. Zahlen tut immer der „Organisator“ eines Meetings, während Teilnehmer nichts zahlen müssen.

Teamviewer hat ein anderes Preismodell: Die Software wird einmalig gekauft und kann dann unbegrenzt genutzt werden. Für Meetings mit bis zu 25 Teilnehmer zahlt man einmalig 998 Euro. Klingt auf den ersten Blick happig, aber Webex bzw. GoToMeeting kosten pro Jahr 360 bzw. 372 Euro, so dass sich die Investition in Teamviewer nach rund drei Jahren amortisiert hat. Wer nur bis zu 15 Leute versammeln möchte, zahlt für Teamviewer die Hälfte: 499 Euro. Teamviewer hat leider andere Nachteile, aber dazu später mehr.

Ihr Rechner hat keine eingebaute Webcam? Dann sollten Sie einmalig in eine vernünftige HD-Kamera, zum Beispiel von Logitech investieren: Die Logitech C920 mit HD-Video-Übertragung und eingebautem Mikrofon kostet bei Amazon.de 73 Euro. Wer einen Besprechungsraum optimal ausstatten möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Hier empfehle ich die Logitech ConferenceCam CC3000e Webcam, eine Kombination aus Lautsprecher/Mikro und hochwertiger Kamera für rund 760 Euro bei Amazon.de. Klingt happig, ist aber deutlich günstiger als normale Video-Konferenz-Lösungen, die in Besprechungsräumen installiert werden können. Die Lautsprecher-Mikro-Spinne lässt sich zudem per Bluetooth mit dem Handy verbinden, so dass man das Gerät auch für Telefonkonferenzen einsetzen kann.

Wie lade ich die Teilnehmer ein?

Ein virtuelles Meeting ist schnell organisiert: Über die Web-Oberfläche von Webex oder GoToMeeting kann man ein Meeting einberaumen und auf Wunsch ein Kennwort festlegen, dass die Teilnehmer vor dem Start eintippen müssen. Webex verschickt auf Wunsch die Einladung gleich an alle Teilnehmer und erinnert sie automatisch kurz vor dem Meeting an den Termin. Nutzer von GoToMeeting müssen die Zugangsdaten selbst an die Teilnehmer weiterleiten. Aus meiner Erfahrung macht es Sinn, diese Daten direkt in die Termin-Einladung reinzupacken, so dass die Teilnehmer die Daten idealerweise gleich im Kalender stehen haben. Kurz vor dem Termin klickt man einfach auf den Link und wählt sich ggf. zusätzlich per Telefon ein.

Denn die Audio-Verbindung läuft wahlweise über den Computer (genannt Voice over IP) oder über eine Festnetz-Nummer. Letztere ist ideal für Kollegen, die an ihrem Computer weder Lautsprecher noch Mikrofon angeschlossen haben. Wer öfter an einer Video-Konferrenz teilnimmt, sollte in ein Headset investieren. Ich nutze ein drahtloses Logitech-Headset oder – weil immer dabei – das Headset des iPhones.

Webex, GoToMeeting oder Teamviewer?

Ich habe alle drei Lösungen in den vergangenen Wochen getestet und bin bei GoToMeeting geblieben. Die Unterschiede zwischen Webex und GoToMeeting sind marginal: Beide Tools lassen sich ohne Admin-Kennwort auf einem Windows- oder Mac-Rechner benutzen. Webex läuft komplett im Browser, GoToMeeting lädt beim ersten Meeting eine Software auf Ihren Rechner, die künftig bei jedem Meeting gestartet wird.

Auf Wunsch lassen sich die Meetings in Bild und Ton aufzeichnen, um diese zu archivieren oder abwesenden Teilnehmern zur Verfügung zu stellen.

Mehrere Argumente gaben letztlich den Aufschlag für GoToMeeting:

  • GoToMeeting kann die Video-Bilder von bis zu sechs Teilnehmern übersichtlich auf einem Bildschirm anzeigen: Je mehr Teilnehmer dazu kommen, desto kleiner werden die Bilder auf dem Bildschirm. Jederzeit kann ein Gesprächspartner vergrößert werden. Das gelingt Webex leider nicht so gut.
  • GoToMeeting kann – anders als Webex – nicht nur per Kreditkarte, sondern auch per Rechnung bezahlt werden. Praktisch für Verlage, die nicht gerne per Kreditkarte einkaufen.
  • Die Oberfläche von GoToMeeting sieht geschliffener aus: Es gibt weniger Optionen, aber die sind einfacher verständlich. Sicher eine subjektive Einschätzung, aber probieren Sie es aus.

Teamviewer hat neben dem schon erwähnten hohen Preis weitere Nachteile: Die Video-Übertragung ist nicht in HD-Qualität, weshalb die Gesprächspartner nur in einem kleinen Format angezeigt werden. Der Organisator eines Meetings muss zudem die Software (Windows oder Mac) lokal auf seinem Rechner installieren (lassen), weil es keine reine Web-Applikation gibt.

Los geht’s: Webex und GoToMeeting 30 Tage kostenfrei

Testen Sie Webex oder GoToMeeting – oder beides – einfach mal aus: Wer sich kostenfrei bei den Anbietern registriert, kann den Tarif mit bis zu 25 Teilnehmern 30 Tage lang kostenfrei nutzen und entscheiden, ob man dann zahlt oder nicht.

Wie konferieren Sie mit Ihren Kollegen? Nutzen Sie bereits eine Video-Konferenz-Lösung und wenn ja, wie sind Ihre Erfahrungen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare unter diesem Beitrag.

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Die Links zum Amazon-Shop sind so genannte Partner-Shop-Links. Journalisten-Tools erhält einen kleinen Teil des Kaufpreises als Provision.

21 Responses to “Welche Video-Konferenz-Lösung ist besser: Webex, GoToMeeting oder Teamviewer?”

  1. Franziska

    Hallo,

    habt Ihr FastViewer schon mal getestet? Das sollte in dieser Kategorie eigentlich auch Beachtung finden, gerade weil es großen Wert auf das Thema Sicherheit legt und umfangreiche Features für Online-Zusammenarbeit mitbringt. Gibt es auch als 30 Tage Test.

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    • Sebastian Brinkmann

      Vielen Dank für Ihren Hinweis! Nein, FastViewer kannte ich bis dahin nicht. Hat offenbar einen ähnlichen Funktionsumfang und bietet Kauf (pro Raum mit bis zu 100 Teilnehmern 979 Euro) oder Miete (pro Raum mit bis zu 100 Teilnehmern 38 Euro im Monat) an.

      Antworten
  2. DoSchu

    Beim Lesen dachte ich: Hm, gibt es einen Grund, warum kostenfreie Google+ Hangouts sowie kostenpflichtige Skype Videokonferenzen in der Betrachtung unberücksichtig blieben?

    Antworten
    • Sebastian Brinkmann

      Gibt es: Google Hangout und Skype lassen sich nur nutzen, wenn alle Teilnehmer einen Google-Account bzw. einen Skype-Account haben und eine Software installiert haben. Auch Hangout verlangt nach einem Plugin, Skype nach einer Software. Das halte ich für unpraktisch, wenn man mit unterschiedlichen Teilnehmern reden möchte. Bei GoToMeeting und Webex braucht nur der Organisator einen Account, die anderen können auf eine einfache Einladung reagieren.

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      • DoSchu

        Ok, vielen Dank für die Rückmeldung! Wobei ich bei jedem GoToMeeting Webinar auch irgendetwas installieren musste als Teilnehmerin – gerade noch mal auf dem Rechner nachgeschaut: Ja, da wurde jedes Mal Software installiert, auch beim letzten Webinar mit GTM…

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        • Sebastian Brinkmann

          Stimmt, aber für diese Software braucht man keine Admin-Rechte auf dem Rechner. Und die haben Redakteure eher selten in einem Verlag. Deshalb wäre eine Software-Installation mit Admin-Rechten – wie bei Skype und meines Wissens auch bei Google Hangout – ein Problem.

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      • WernerOnline

        Die Aussage ist veraltet: Skype kann ohne jegliche Installation neu im Browser benutzt werden!
        Vorsicht:
        Skype => Primär für privater Nutzer
        Skype for Business (wird neu zu „Teams“) => Für Business-User und mindestens mit WebEx vergleichbar.

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  3. Friedrich

    Schauen Sie auch mal http://www.edudip.com an. Ohne Installation und ein europäisches Unternehmen. Beim Thema Datenachutz etc ist man dort besser aufgehoben. Preislich auch sehr attraktiv.

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    • Sebastian Brinkmann

      Vielen Dank für den Hinweis! Das Tool kannte ich bis dahin nicht. Mir scheint aber, dass es in erster Linie für Seminare und nicht für Video-Konferenzen geeignet ist. Kennen Sie Edudip.com genauer?

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  4. Friedrich Jeschke

    Ich habe ein Jahr für edudip gearbeitet.
    Die Vorteile:
    – keine Installation notwendig
    – Unternehmen sitzt in Deutschland
    – Datenschutz besser als z.B. bei den amerikanischen Lösungen
    – kostenfreie Supporthotline
    – recht günstige Pakete
    – fast alle wichtigen und praktischen Funktionen
    – Marktplatz für Webinare und Möglichkeit kostenpflichtige Webinare als auch kostenlose Webinare dort anzubieten
    – Zahlungsabwicklung bei kostenpflichtigen Webinaren
    – Trainerunterstützung z.B. technik, Marketing usw.

    Nachteile:
    – es funktioniert derzeit nur mit Flash und da ist ja gerade mal wieder nur Trouble im Netz
    – mobile Unterstützung gibt es noch nicht (Smartphones, Tablets

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  5. Helmut

    Tipp: Wir nutzen Turbomeeting Server inklusive App für alle Endgeräte. Auch mobile Geräte wie iOS, Android aber auch für Notebooks, oder Konferenzraum. Die Hardware kann man kaufen, dann hat meine keine weiteren Kosten nie mehr. Als Gast Teilnehmer braucht man keine App – einfach nur im Webbrowser teilnehmen.

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    • Sebastian Brinkmann

      Guter Hinweis! Ich wusste nicht, dass Google Hangout auch ohne Google-Konto nutzbar ist. Aus meiner Sicht bleibt dann aber das Problem, dass Google zumindest auf dem Mac ein Plugin installieren möchte, für das man Admin-Rechte braucht. Das hat GoToMeeting besser gelöst.

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  6. Georg Meyer

    Unify Circuit scheint mir interessant zu sein. Neben Collaboration kann es auch Konferenzen per Flatrate, ist günstiger als WebEx und GoToMeeting und verarbeitet die Daten in der EU. Externe lädt man zu Konferenzen ein, indem man die Konferenzdetails (per Kalendereinladung) mailt. Zu installieren gibt es nichts, läuft alles per WebRTP im Browser. Teste das gerade und man kann sich eine laufende Konferenz sogar auf verschiedene Geräte ziehen und nahtlos weitermachen. Schließt man ein gerade geteiltes Fenster auf dem Desktop, so aktualisiert es bei den Teilnehmern nicht mehr. Teilt man dann ein anderes Fenster/Dokument, geht es bei den Teilnehmern aber nahtlos ohne Geblinke weiter. Bei WebEx habe ich so schon Teilnehmer aus einer Konferenz geworfen – hatte nicht drauf geachtet, erst das Teilen zu beenden und dann das Fenster zu schließen. Kann ein Bug gewesen sein.

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    • Sebastian Brinkmann

      Soweit ich die Website richtig verstehe, sieht sich Circuit eher als Alternative zu Tools wie Slack oder Hipchat und nicht als Alternative zu GoToMeeting oder Webex. Aus meiner Sicht liegt der Vorteil bei beiden genannten Tools darin, dass nur der Organisator eines Meetings einen kostenpflichtigen Account hat und alle anderen nicht. Circuit verlangt dagegen pro User-Account Geld, was wiederum eher Slack oder Hipchat ähnelt.

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  7. Georg Meyer

    Dachte ich auch erst, ist aber nicht der Fall. Nur der Host einer Konferenz braucht den Account. Teilnehmer nicht, die klicken einfach auf den Teilnahmelink oder wählen sich per Telefon, Konferenznummer und Pin ein. Wäre sonst ja uninteressant für den Fall.
    Dass man damit auch Collaboration machen kann stimmt, ist aber eine ganz andere Funktion.

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  8. Jan Ackerhans

    Guten Morgen.

    Ich befasse mich derzeit ebenfalls mit dem Thema, und wollte nur kurz anmerken, dass es bei WebEx eine Firmenlösung gibt, bei welcher auch das Zahlen per Rechnung möglich ist.

    MfG.

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  9. Marco Senger

    Ich bin gerade für unsere Organisation auf der Suche nach einer vernünftigen Lösung. Sowohl bei Skype, als auch bei Appear.in war die Bild- und Tonqualität ein Graus.
    WebEx allerdings scheidet für mich aus. Seit 2 Tagen versuche ich, einen Vertriebsmitarbeiter zu sprechen, mehrfache Email-Anfragen und hinterlassene Nachrichten auf dem Anrufbeantworter (einen Mitarbeiter habe ich in keinem der 4 Bereiche persönlich erreicht) haben nicht zum gewünschten Rückruf geführt. Wenn ich solche Probleme schon zu Beginn einer Geschäftsbeziehung habe, möchte ich nicht wissen, wie es später bei geforderter Supportunterstützung ist.
    Vielleicht haben ja auch andere Interessenten Probleme bei der Kommunikation mit WebEx gehabt.

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    • Sebastian Brinkmann

      Ich nutze beruflich GoToMeeting intensiv und bin sehr zufrieden. Wichtig ist, dass der Host-Rechner (der die Konferenz einleitet) gut ans Internet angebunden ist und bei HD-Bildern schnell ist.

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