digitale Tools und Themen für Journalisten

Das Büro in der Hosentasche (Gastbeitrag)

Simon Kremer (Foto: Simon Kremer)

Simon Kremer (Foto: Simon Kremer)

Als Reporter und Korrespondent, der immer viel in der (arabischen) Welt unterwegs ist, habe ich mein „Büro“ inzwischen fast vollständig digitalisiert. Die meisten Journalisten arbeiten heutzutage ja als digitale Nomaden und sind entsprechend auf der Suche nach Tools, wie sie Reisen, Akten, Recherchen, Bilder, etc. am besten online organisieren. Bei mir haben sich inzwischen folgende Apps als tägliche Begleiter herausgestellt:

Evernote

Mein digitales Büro und Gedächtnis möchte ich nicht mehr missen und habe mir auch einen kostenpflichtigen Pro-Zugang zugelegt – nicht wegen des größeren Speichers, sondern weil ich dadurch pdf-Dateien durchsuchbar machen und bearbeiten kann. In Verbindung mit dem Webclipper ist Evernote absolut unerlässlich für mich bei Büro-Organisation und Recherche. Um den Überblick zu behalten benutze ich eine recht simple Organisationsstruktur mit durchnummerierten Notizbüchern (damit ich immer sortiert den Überblick behalte:

INBOX /  PROJEKTE (für größere Projekte wie Vorlesungen, Seminare,aber auch den Nachwuchs ) / IDEEN UND INSPIRATION (wo ich unter anderem neue Tools etc abspeichere) / RECHERCHEN (s.u.) / TO READ (tolle Texte, Reportagen, Audio- oder Multimediastücke) / KONTAKTE (mit Visitenkarten) / POST etc.

Gerade für mich als Journalisten interessant ist natürlich die Recherche-Abteilung, wo einfach auch viel abgespeichert wird, was ich kurz im Netz finde. Daher ist es wichtig, hier den Überblick zu behalten. Ich habe dieses Notizbuch daher noch einmal unterteilt: Für jedes Land, für das ich als Korrespondent evrantwortlich bin ein eigenes Notizbuch, und für eigene Themenblöche noch einmal.

Zusätzlich zur Desktopvariante nutze ich natürlich auch die App auf dem Handy, weil ich damit sowohl Notizen unterwegs schnell hinzufügen kann, wie auch Dokumente abfotografieren, die dann bei Textdokumenten direkt als pdf abgespeichert werden. Wegen der sehr, sehr guten Texterkennung sind die pdfs dann auch super durchsuchbar.

IFTTT – If This Then That

Ich stehe mittlerweile total auf Automatisierung – was vermutlich jeder Privatssphäre widerspricht, aber mit diesem netten Programm lasse ich verschiedene Apps und Geräte miteinander kommunizieren. Wenn die Wetterapp also erfährt, dass es am Morgen regnet, kann man sich eine SMS oder sonstige Nachricht schicken lassen, die einem sagt, dass man den Regenschirm einpacken soll. Es gibt mittlerweile unzählige solcher “Rezepte”, wie das bei IFTTT heißt, journalistisch nutze ich es aber z.B. dafür, dass interessante Links auf Twitter, wenn ich sie mit einem Herzchen like, in meine Leseliste (to Read) und dort gespeichert werden. Oder Termine, die ich im Kalender eintragen, werden direkt in meine To Do – Liste eingetragen.

ToDoist

Eine klassische ToDo-Liste, für private und berufliche Aufgaben, die ich regelmäßig nutze, weil ich sie auch mit IFTTT synchronisieren kann und daher alle wichtigen Termine an einem Ort habe.

ImageShrink & WeTransfer

Image Shrink verkleinert Bilder vor dem Versand.

Image Shrink verkleinert Bilder vor dem Versand.

Wenn ich Schnell Fotos oder Videos per Handy verschicken möchte, dann nutze ich die beiden Apps ImageShrink und WeTransfer. Erstere App verkleinert ganz einfach die Dateigröße und per WeTransfer kann ich sehr simpel auch große Datenpakete verschicken.

Cogi

Ganz neu auf dem Handy habe ich die “Reporterapp” Cogi, die ich bislang nur in der kostenlosen Variante benutze. Ich finde den Ansatz der App ziemlich gut, um bei Pressekonferenzen und sonstigen Terminen oder Interviews nicht zu viel Material mitzubringen, wenn es schnell gehen muss. Zu Beginn einer PK zum Beispiel sarte ich eine neue Sitzung, die App zeichnet den Ton mit auf, speichert ihn aber nicht. Erst wenn ich der Meinung bin “ah, das ist ja jetzt interessant”, sage ich das per einfach touch der App und sie speichert die Tonaufnahme bis ich “Stop” sage. Der Clou dabei: Die App springt dabei per Timeshift bis zu 45 Sekunden und speichert auch das zuvor gesagte auf. Außerdem kann ich dazu kleine Notizen schreiben und Fotos aufnehmen – und die später auch einfach teilen und darauf zurückgreifen.

Tripit

Kommen wir zum Thema “Reisen”. Bei all den Konferenzen, Recehrchereisen, Meetings kann man schon mal die Übersicht verlieren, wo man jetzt gerade die Wegbeschreibung zum Hotel hingepackt hat und wann der nächste Weiterflug von welchem Gate ging. Tripit hilft bei der Organisation. Jede Buchungsbestätigung aus dem Mailpostfach geht mit einem simplen Klick an die App und dort habe ich dann chronologisch aufgelistet, wann ich wo welchen Anschlusszug nehmen muss, mit Links und Wegbeschreibungen und der Möglichkeit zu eigenen Notizen. Hilft auf Reisen sehr, den Überblick zu behalten.

Eine längere Version dieses Beitrags mit weiteren Tools finden Sie auf dem Blog von Simon Kremer.

Simon Kremer (@fotoschreiber) arbeitet als Nahost-Korrespondent für die DPA. Er hält Vorträge zum Thema „Multimedia und Mobile Journalism“ und gibt Seminare an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen und Universitäten in Deutschland und dem Nahen Osten. Für seine Arbeiten wurde er u.a. ausgezeichnet mit dem CNN Journalist Award, Axel-Springer-Preis und dem Grimme Online Award. Er lebt mit seiner Familie in Tunesien.

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