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Arq – das einfache Online-Backup für Journalisten

Das kleine Programm Arq ist genau so, wie ich mir ein Online-Backup-Programm für den Mac vorstelle: Für einmalig 40 US-Dollar (rund 30 Euro) sichert Arq nach einmaliger Installation die Daten in den Amazon-Speicher S3 bzw. Glacier. Die Software hält das einstellbare Monatsbudget und löscht ggf. ältere Versionen einer Datei automatisch.

Mit jedem Mac wird das Backup-Programm TimeMachine ausgeliefert, welches Backups auf eine externe Festplatte oder – mit ein paar Verrenkungen – auf eine Netzwerk-Festplatte erstellt. Was aber passiert, wenn man die externe Festplatte nicht immer anschließen möchte bzw. die Backup-Festplatte aus welchem Grund auch immer nicht mehr funktioniert? Hier hilft ein Online-Backup, wie es auch Anbieter wie Mozy oder Crashplan, anbieten. Der Vorteil von Arq: Statt seine Dateien einem amerikanischen Cloud-Anbieter anzuvertrauen, dessen Verschlüsselung man nicht überprüfen kann, sichert Arq in das eigene Amazon-S3-Konto und verschlüsselt die Dateien mit einem vom User ausgewählten Kennwort vor dem Hochladen.

Kurzer Exkurs: Amazon bietet neben dem bekannten Shop auch verschiedene Web-Services an. So können Firmen dort Server mieten oder eben Speicherplatz auf den Amazon-Servern. Für das Speichern von Dateien, die auf Wunsch auch per Web-Browser abrufbar sind, bietet Amazon unter dem Namen Simple-Storage-Solution (S3) und Glacier zwei Dienste an.

Installation

Die Installation ist denkbar einfach: Arq herunterladen (es gibt eine 30-Tage-Demoversion), bei aws.amazon.com mit dem bestehenden Amazon-Konto einen S3-Speicher einrichten und diesen während der Installation von Arq als Speicherplatz einstellen. Dann wählt man in Arq die zu sichernden Ordner aus und das war’s. Künftig wird Arq im Hintergrund ein stündliches Backup der Daten anlegen.

Kosten

Neben der einmaligen Anschaffung von Arq für umgerechnet 30 Euro kassiert Amazon für jedes gesicherte GByte im Standardspeicher 0,095 US-Dollar pro Monat. Der Speicher mit reduzierter Verfügbarkeit kostet 0,076 US-Dollar/GByte. Das Hochladen der Dateien ist kostenfrei, das Zurückspielen aus dem Amazon-Speicher wird mit 0,12 US-Dollar pro GByte in Rechnung gestellt.

Eine Musterrechnung: Wer 100 GByte sichert, zahlt dafür im Monat je nach Speicherart 9,50 US-Dollar oder 7,60 US-Dollar an Amazon. Wer diese 100 GByte einmal herunterladen muss – was bei einer Datensicherung eher selten vorkommt – zahlt dafür 12 US-Dollar.

Noch günstiger wird es, wenn man für die Datensicherung den Amazon-Dienst Glacier benutzt: Hier kosten 100 GByte Speicherplatz nur 1,10 US-Dollar im Monat. Amazon hat Glacier speziell für die Langzeitsicherung von Dateien entwickelt, auf die man eigentlich nie wieder zurückgreifen muss. Ideal also für eine große Foto-Sammlung, die man auch auf externen Festplatten sichert und die man als zweite Sicherung bei Amazon ablegen möchte. Erst wenn die externe Festplatte ausfallen sollte, müsste man sich die Dateien aus Glacier zurückholen. Dann hat Glacier zwei Nachteile:

  • Bevor eine angeforderte Datei von Amazon zum Herunterladen bereitgestellt wird, kann es bis zu fünf Stunden dauern.
  • Amazon verlangt für das Zurückspielen Geld und leider ist die Kalkulation nicht offensichtlich: Pro Monat darf man maximal 5 Prozent der Datenmenge kostenfrei herunterladen. Jedes weitere GByte wird mit mindestens 0,011 US-Dollar berechnet. Verteilt man den Download auf eine bestimmte Zeit, wird es günstiger. Wie praktisch, dass Arq vor dem Herunterladen der Dateien den voraussichtlichen Preis berechnet und anzeigt. Wer die vollen 100 GByte innerhalb eines Tages wieder herunterladen muss, zahlt demnach rund 45 US-Dollar (umgerechnet rund 32 Euro). Lädt man diese Menge innerhalb von 4 Stunden herunter, kostet es sogar knapp 210 US-Dollar (umgerechnet rund 154 Euro).

Das merkwürdige Preismodell beim Herunterladen der Dateien ist die größte Macke an Glacier. Denn eigentlich ist der günstige Speicherpreis ideal für ein zweites Backup bei einem Online-Dienst. Wenn man Glacier allerdings zusätzlich zu einer externen Festplatte nutzt, wird es trotzdem interessant: Speichert man über 3 Jahre rund 100 GByte pro Monat bei Amazon S3 kostet das insgesamt – je nach Speicherart – 270 bzw. 360 US-Dollar. Bei Glacier wären es aber nur rund 40 US-Dollar.

Unser Tipp

Arq in Verbindung mit Amazon S3 ist eine sehr praktische Lösung für Sicherung der wichtigsten Daten (Dokumente, Fotos …) außerhalb der eigenen vier Wände. Dank Verschlüsselung und Sicherung im eigenen Amazon-Account ist die Lösung vertrauensvoll. Das erste Backup einer größeren Datenmenge dauert mitunter Tage, die stündliche Sicherung ist dann aber in der Regel binnen Minuten erledigt.

Wer seine Daten lieber in Deutschland ablegt, kann hierfür auch den Dienst Strato HiDrive nutzen. Dafür gibt es aber leider kein so einfaches Backup-Tool wie Arq. 100 GByte Speicherplatz kosten dort aktuell – bei einer Laufzeit von 12 Monaten – 6,90 Euro im Monat.

Update (3. März 2014): Inzwischen ist die neue Version Arq 4.0 veröffentlicht, die Backups nicht mehr nur zu Amazon überträgt. Damit ist es erstmals möglich, Arq in Verbindung mit HiDrive oder anderen FTP-Diensten zu nutzen. Mehr dazu in diesem Beitrag

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