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Die Schreib-App Ulysses (Mac/iOS) führt Abo-Modell ein

Konzentriertes Schreiben mit Ulysses (Foto: The Soulmen)

Konzentriertes Schreiben mit Ulysses (Foto: The Soulmen)

Was für ein Aufschrei: Die – aus meiner Sicht sehr gute – Schreib-App Ulysses für Mac und iOS (iPad / iPhone) gibt es ab sofort nicht mehr zu kaufen – sondern nur noch im Abo. Und schon hagelt es negative Kritik im App-Store.

Die Entwickler – übrigens eine Firma aus Leipzig – verlangt künftig von ihren Kunden 5 Euro im Monat für beide Plattformen – statt einmalig 45 Euro (Mac-Version) bzw. 28 Euro (iOS-Version), also in Summe 73 Euro. Wer die App erst kürzlich gekauft hat, kann sie eine Zeit lang umsonst benutzen. Alle Bestandskunden bekommen lebenslang das Jahresabo zum halten Preis. Macht also 30 Euro im Jahr, um auf Mac und iPad eine tolle Schreib-App mit gut funktionierender iCloud-Synchronisation und vielen Export-Möglichkeiten zu benutzen. Vielleicht bin ich verrückt, aber ich finde das fair. Warum? Software-Entwicklung kostet Geld und zwar laufend, weil Entwickler fortlaufend an der Software schrauben müssen und dafür Gehalt bekommen wollen. Und 5 Euro – bzw. in meinem Fall jetzt 2,50 Euro im Monat – für eine App, die mir das Schreiben von Blog-Beiträgen und Texten für die Drehscheibe und andere Publikationen sehr angenehm macht – ja, die zahle ich gerne.

Nebenbei hat das Abo-Modell auch für Neukunden einen großen Vorteil: Musste man sich die App bislang kaufen, um sie mit iCloud-Synchronisation und anderen Funktionen testen zu können, gibt es jetzt für alle Kunden 14 Tage Probezeit. Probieren Sie Ulysses mal aus, ich finde die App großartig.

Update (18. August 2017): Nach einem Hinweis des Users „Nofretete“ habe ich den Beitrag aktualisiert. Nicht alle Bestandskunden können die App eine Zeit lang kostenfrei nutzen, bevor sie das Abo-Modell nutzen müssen. Das gilt nur für Kunden, die die App erst kürzlich gekauft haben. Danke für den Hinweis!

13 Responses to “Die Schreib-App Ulysses (Mac/iOS) führt Abo-Modell ein”

  1. Herbert

    Stimme Dir zu. Die Leute vergleichen das immer mit den quersubventionierten Preisen von Microsoft & Co. Natürlich kann z. B. Apple seine Textverarbeitung kostenlos anbieten – der Verdienst läuft ja über den Hardwareverkauf.
    Andere Firmen müssen ihre tatsächlichen Kosten reinholen. Selbst wenn man mal nur 8 – 10 Leute für Programmierung auf verschiedenen Systemen, Webseiten, Vertrieb, Kundensupport, Buchhaltung, Rechtsfragen usw. rechnet, ist bereits bei Jahres-Brutto-Ausgaben in Richtung von 1 Million – und da hat man noch nix dran verdient geschweige denn Rücklagen gebildet oder Marketing-Ausgaben einberechnet. Und bei den heutigen schnellen Plattform-Updates muss ich ständig „am Ball“ bleiben, sonst hagelt es schlechte Bewertungen in den Stores.
    Und viele Kunden kaufen nicht gern. Android-Entwickler (jenseits der Spiele- und Werbezupflasterung) können ein Lied davon singen, wie wenig sie trotz guter Programme einnehmen. Unter iOS/Mac sieht das zwar besser aus, aber sicher auch nicht rosig.
    Inwieweit die Kalkulation von Ulysses aufgeht und diese Preise gerechtfertigt sind, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich würde Firmen halt immer raten, zumindest einen Educational-Preis dabei zu haben, der auch nicht nur auf ein paar Monate beschränkt ist. Studenten haben in vielen Fällen tatsächlich nicht viel Geld – sind aber gute Kunden in der Zukunft, wenn sie von etwas überzeugt wurden …

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    • Sebastian Brinkmann

      Die Kritik finde ich berechtigt: Ulysses hätte sagen sollen, was sie in der App noch verbessern möchten. Aus meiner Sicht ist die App schon heute sehr gut und funktioniert auf beiden Geräten. Was will man mehr?

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  2. DirkStr

    Ich stehe einem Abo-Modell kritisch gegenüber. Sicherlich, jedes Unternehmen muss sein Geld „reinholen“ für seinen Betrieb und dem Plus für Investition etc.
    Doch für einen Privatanwender, wie auch Blogger ohne / geringem Einnahmen, werden sich bei enger Kasse schnell fragen, was ist, wenn ich das nächste Mal die Rechnung nicht leisten kann; was ist mit meinen Dokumenten.

    Hinzu können sich weitere Abo-Modelle schnell summieren zu einen ordentlichen Betrag im Monat. Für einem Unternehmen sind monatliche Fixkosten vielleicht besser also alle zwei, drei Jahre einen großen Betrag zu investieren in Software.

    Ich persönlich finde die Modelle xmind oder tagspaces passender. Wenn ich mir das nächste Mal die Software nicht leisten kann, habe ich zumindest ein Grundversion – dies sogar als OpenSource – ein plus, denn falls die Softwarefirma verschwindet, kann ich immer noch mit meinen Dateien arbeiten und vielleicht findet sich eine Community, die es weiter pflegt. Denn auch mit einem Abo-Modell kann die Einnahme nicht kostendeckend sein. Macht die Firma zu – was ist dann?

    Auch wenn eine Quersubvention besteht bei großen Unternehmen – dies für trotzdem eine Orientierung für die Leistung im Abo – was wird mir geboten z.B. Cloud. Ulysses ist eine Textverarbeitung – wenn mir die jetzigen Funktionen ausreichen, warum kann ich es nicht zum einmaligen Preis erwerben wie Lightroom. Adobe fährt hier auch zweigleisig. Denn nicht jeder braucht neue Features oder einen neuen Workflow.
    Insbesondere wenn ich einen alten Mac habe und die neueste Version mein „altes“ System nicht unterstützt. Eine alte Version gibt es nicht mehr, die es konnte, denn es ist ja ein Abo.

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    • Sebastian Brinkmann

      Laut FAQ (https://ulyssesapp.com/faq/) kann man auch ohne Abo die Texte lesen und exportieren. Klar, auch so ein Abo-Modell ist keine Garantie, dass es der Firma dauerhaft gut geht. Aber diese hätte man auch bei einer Kauf-App nicht. Die alte App bleibt laut FAQ übrigens erhalten, so dass man nicht upgraden muss. Die alte Version wird halt nur nicht weiter entwickelt.

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  3. Arnt

    Sehe ich anders. Sicher sollen und müssen Entwickler an ihren Programmen Geld verdienen. Aber mit dem Ansatz von Ulysses, ein Ort für alle Texte zu sein, ist in meinen Augen ein Abo-Modell nicht zu vertreten. Office 365 produziert Content, den ich auch mit anderen Programmen weiterbearbeiten kann, wenn ich das Abo nicht mehr nutzen will. Ulysses läuft aus, wenn man es nicht mehr kauft. Also sind vorher weitreichende Exportaktionen zu tätigen, bevor ich mich vom Programm verabschiede. Insofern ist Ulysses im Abo-Modell kein Ort, dem ich ernsthaft meine gesamten Texte anvertrauen würde. Aber genau dafür soll es ja da sein. Besser wäre gewesen für Updates zu zahlen, aber der Programmkern bleibt bestehen und funktioniert weiter. Für mich heißt das, ich werde nicht auf Abo umstellen, sondern die alte (und gar nicht so billige) Kaufversion als nett gemachte Schreibmaschine nutzen, ohne das Programm noch als etwas besonderes zu betrachten. Außerdem ist das Umstellen auf ein Abo ohne weitere Infos, was man mit der App vorhat, welche Möglichkeiten sie in der Zukunft bieten wird usw. ein bisschen blauäugig und frech, um es mal vorsichtig zu formulieren. ;)

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  4. Nofretete

    „Bestandskunden bekommen die App für eine Zeit umsonst“ = Falsch. Wer die App vor kurzem gekauft hat, kann sie eine Zeit lang kostenlos nutzen. Und 50% Ermäßigung gibt es nur auf den vollen Preis, wenn man jährlich zahlt. Für Bestandskunden ist die Ermäßigung lediglich 25% und auch dann wieder nur unter der Bedingung, dass man jährlich zahlt. So etwas gehört meiner Meinung nach alles mit in solch einen Artikel über ein neues Abo-System.

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  5. Наталья Севастьянова

    Es ist eine Aufgabe von Entwikler zu überlegen, wie sie dann sein Program und das Leben gestalten damit sie neue Kunden gewinen. Für Ulysses habe ich nicht gerade wenig bezahlt. 5 Euro im Monat da, noch 5 hier – ich zahle schon monatlich um 35 eure für fünf AboApps. Bei so 30 Apps, was ich verwende, – und alle sind auch gut, und wenn alle die Entwiklern versuchen lebenlang nur von einem Programm sein Leben schön gestalten…. Ich meine Ulysses Jungs haben noch vor kurzen öffentlich geklagt dass sie nicht wissen wohin mit dem Geld…
    Also, es ist ein alptraumszenario wenn alle nun auf die Idee kommen Abo einzuführen. Nicht tragbar!

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  6. Christian von Zimmermann

    Kunden von Textverarbeitungssoftware haben einen Anspruch auf langfristige Datensicherheit. Dies ist ohnehin schwierig einzulösen. Wer aber eine Abo-App bezieht, macht seine Daten von der Aufrechterhaltung des Abos abhängig. Für professionelle Nutzer*innen ist das eigentlich indiskutabel, für private Nutzer*innen ärgerlich.
    Ulysses benutze ich seit längerem sehr gerne für Blog-Beiträge und besonders für Sitzungsprotokolle – neben einer leistungsfähigeren Textverarbeitung für Satzvorlagen (Word, InDesign). Ich bin eigentlich sehr zufrieden, finde aber das Abo deutlich zu teuer. Man stelle sich einmal vor, man solle bei allen Apps, die man nutzt, eine Preissteigerung in abstruser Höhe und dazu noch eine Abobindung in Kauf nehmen. Rechnet man den Preis der App von bisher 45 Euro gegen ein 3-Jahres-Abo, was wohl in etwa der Halbwertzeit einer guten App entspricht, so hat sich der Preis für die begünstigten bisherigen Nutzer*innen auf 90Euro verdoppelt. Neukunden kommen mit 120€ sehr, sehr schlecht weg für eine App, die man neben anderen einsetzt.

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    • Sebastian Brinkmann

      Auch wenn das Abo ausläuft, hat man einen lesenden Zugriff auf seine Texte.

      Die Preissteigerung ist erheblich, keine Frage. Ich persönlich hoffe, dass die Entwickler das zusätzliche Geld sinnvoll einsetzen. Das werde ich kritisch beobachten.

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  7. veritas

    stimmt so nicht, wenn man eine alte Version 2.8 hat die ja aus dem Store entfernt wurde, braucht man kein Abo.

    Kann sie weiter nutzen, ohne eben Updates.

    Im meinem Fall, bin ich mit der Version 2.8 sehr zufrieden brauche kein Abo-Modell, weil meistens bei verbesserungen die App dann sowieso zu überfrachtet wird, weil die Entwickler ja quasi Neuerungen beim Abo-Modell liefern müssen.

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